Auflösung der Ampelkoalition
„Die aktuellen Herausforderungen in der Gesundheitspolitik sind riesig – insbesondere im Bereich der Arzneimittelversorgung. Die Apothekenteams müssen Tag für Tag Patientinnen und Patienten vertrösten, weil Arzneimittel aus zahlreichen Behandlungsspektren nicht lieferbar sind. Und Tag für Tag dünnt die Arzneimittelversorgung weiter aus, weil sich die Apothekenzahl ungebremst im Sinkflug befindet. Seit Beginn der Ampel-Koalition ging die Zahl der Apotheken von 18.461 um 1.274 (minus 6,9 Prozent) auf mittlerweile nur noch 17.187 Apotheken zurück. Damit es für junge Apothekerinnen und Apotheker wieder attraktiv wird, eine eigene Apotheke zu gründen, muss das Apothekensystem endlich wirtschaftlich gestärkt werden. Denn während die Kosten der Apotheken seit 2013 um rund 60 Prozent geklettert sind, wurde das gesetzlich festgelegte Honorar kein einziges Mal angepasst – die Ampel-Koalition hat es zuletzt sogar gekürzt. Den Gesundheitspolitikerinnen und -politikern der Ampel-Koalition sind diese Fakten bestens bekannt. Wir haben daher mehrfach eine Stabilisierung der Apotheken eingefordert und angeboten, dass wir Apothekerinnen und Apotheker eine noch stärkere Rolle in der Primärversorgung einnehmen, beispielsweise durch neue Aufgaben in der Prävention oder im Bereich der Digitalisierung. Klar ist, dass die wirtschaftliche Schieflage der Apotheken ein schnelles, politisches Handeln erfordert. Mögliche Verzögerungen, die sich aus der aktuellen Regierungskrise ergeben, könnten zu einer weiteren Ausdünnung der Versorgung zu Lasten der Patientinnen und Patienten führen. Die ABDA wird die Stabilisierung der Apotheken sowohl gegenüber der noch amtierenden, aber auch gegenüber der neuen Bundesregierung deutlich einfordern.“
Der Thüringer Apothekerverband begrüßt dieses klare Signal und sieht in der Auflösung der Ampelkoalition eine Chance für einen gesundheitspolitischen Neuanfang, um die Apotheken nachhaltig zu stärken und die Gesundheitsversorgung zu sichern. „Aus gesundheitspolitischer Sicht und für die Apotheken eröffnet sich die Möglichkeit, die Apotheken durch ein längst überfälliges Rettungspaket nachhaltig zu stabilisieren,“ erklärt Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes.
Fink übt scharfe Kritik an der bisherigen Politik des Bundesgesundheitsministeriums: „Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat zentrale Entwicklungen und Forderungen der Apothekenbranche ignoriert und damit die Schließungswelle unter den Apotheken in Deutschland nicht gestoppt. Mit der Idee, Apotheken ohne Apotheker zu etablieren, untergräbt er einen zentralen Pfeiler der qualitativ hochwertigen heilberuflichen Versorgung.“
Kern der Kritik ist das seit über einem Jahrzehnt unveränderte Apothekenhonorar, das dringend an die Realität angepasst werden müsse. „Trotz unserer wiederholten Warnungen vor den Konsequenzen hat Herr Lauterbach jede notwendige Anpassung des Apothekenhonorars verweigert“, so Fink. Die Auswirkungen seien dramatisch: „Wir erleben gerade ein historisch einmaliges Apothekensterben. Apotheken müssen schließen, was die Gesundheitsversorgung massiv gefährdet.“
Ein weiteres Problem sei die fehlende Dialogbereitschaft des Ministers. „Ein konstruktives Gespräch war mit Herrn Lauterbach praktisch unmöglich. Unsere Forderungen und Vorschläge wurden entweder abgewiesen oder ignoriert,“ führt Fink aus.
Mit der Auflösung der Koalition hofft der Thüringer Apothekerverband auf einen raschen politischen Neuanfang und darauf, dass eine zukünftige Regierung die drängenden Probleme in der Gesundheitsversorgung endlich erkennt und angeht. „Die kommende Bundesregierung muss die Kraft aufbringen, gemeinsam mit der Apothekerschaft ein Soforthilfeprogramm für Apotheken zu organisieren,“ betont Fink. „Zudem brauchen wir langfristige Reformen, die die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig sichern.“
Der Thüringer Apothekerverband erwartet von der nächsten Regierung ein klares Verständnis für die Bedeutung der Apotheken und die Umsetzung von Lösungen, die eine flächendeckende Arzneimittelversorgung und die Zukunft der Apotheken in Deutschland gewährleisten.